Konzeptioneller Rahmen

Das Kolleg HABIT verortet sich in der internationalen, inter- und transdisziplinären Nachhaltigkeits- bzw. Transformationsforschung. Den konzeptionellen Rahmen bilden zwei innovative Ansätze: Der komplexe Charakter von Agrarlandschaften wird über einen sozial-ökologischen Systemansatz erfasst (Lescourret et al. 2015). Dadurch werden der Rückgang der biologischen Vielfalt sowie die Förderung biologischer Vielfalt im Kontext anderer Prozesse des sozial-ökologischen Systems betrachtet. Für das Thema der Biodiversitätsförderung werden insbesondere die gesellschaftlichen Herausforderungen des Klimawandels und die Stärkung des ländlichen Raums einbezogen.

Eine systemorientierte Perspektive bildet den Ausgangspunkt für den zweiten Ansatz des Forschungsprogramms. So greift das Kolleg Beispiele des Gelingens (bright spots, z.B. Bennett et al. 2016) auf. Dies ermöglicht es, Transformationshebel (leverage points) (Abson et al. 2017) zu identifizieren. Das Kolleg will besonders wirkungsvolle Transformationshebel in den Blick nehmen, um Transformationsprozesse zu stärken und Blockaden, z.B. in Form manifester Konflikte, zu mindern oder auszuräumen (vgl. Bieling et al. 2020 zum Beispiel des Volksbegehrens „pro Biene“).

 

Drei Grundprinzipien des Kollegs HABIT

Die systembasierte, konsequent inter- und transdisziplinäre und lösungsorientierte Ausrichtung des Kollegs wird über drei Grundprinzipien umgesetzt:

  1. Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Dimensionen,
  2. Betrachtung verschiedener räumlicher und zeitlicher Skalen sowie
  3. Verknüpfung fundierter wissenschaftlicher Beiträge mit einer praktisch lösungsorientierten Perspektive, in Orientierung an den Transformationshebeln.

 

Baden-Württemberg im Fokus

Der empirische Fokus auf Baden-Württemberg sichert einen engen Zusammenhang der Promotionsvorhaben im Kolleg HABIT. Je nach Themenstellung, aber in größtmöglicher Überlappung, stehen hier die Landschaftsskala, die Betriebsebene (in Anbindung an das Demonstrationsnetzwerk Biodiversität BW) oder auch Wertschöpfungsketten bis hin zu den Konsument*innen im Mittelpunkt.

Insgesamt ergibt sich damit ein einzigartiges Netzwerk von Vorhaben, die mit einer gemeinsamen Zielrichtung, aber unterschiedlichen Blickwinkeln Transformationspotenziale erkunden.

Quellen

Abson, D. J., Fischer, J., Leventon, J., Newig, J., Schomerus, T., Vilsmaier, U., ... & Lang, D. J. (2017). Leverage points for sustainability transformation. Ambio, 46(1), 30–39.

Bennett, E. M., Solan, M., Biggs, R., McPhearson, T., Norström, A. V., Olsson, P., ... & Xu, J. (2016). Bright spots: seeds of a good Anthropocene. Frontiers in Ecology and the Environment, 14(8), 441–448.

Bieling C., Eser U., Plieninger T. (2020). Towards a better understanding of values in sustainability transformations: ethical perspectives on landscape stewardship. Ecosystems and People, 16(1), 188–196.

Fischer J., Riechers M. (2019). A leverage points perspective on sustainability. People Nat., 1(1), 115–120.

Lescourret, F., Magda, D., Richard, G., Adam-Blondon, A. F., Bardy, M., Baudry, J., ... & Soussana, J. F. (2015). A social–ecological approach to managing multiple agroecosystem services. Current Opinion in Environmental Sustainability, 14, 68–75.